Bericht vom 5. Treffen des KC-Clubs
von Jörg Linder
In diesem Jahr zog es die KC-Gemeinde ins Vogtland, genauer gesagt in den kleinen Ort Pechtelsgrün. Auch diesmal erstreckte sich das Treffen vom Freitag- bis zum Sonntagnachmittag. Während bei den ersten Treffen lediglich die "hartgesottenen" Mitglieder am Freitag anreisten, zeichnete sich bereits im vergangenen Jahr ein erfreulicher Trend ab: Die Zahl derjenigen, die alle drei Tage des Treffens miterleben möchten, nimmt kontinuierlich zu. So verwundert es auch nicht, daß der uns zur Verfügung stehende Raum am Freitagabend bereits gut gefüllt war, denn von den 39 angemeldeten Teilnehmern waren immerhin 23 gekommen.
Die ersten KC-Anlagen waren schnell aufgebaut und füllten die vorhandenen Stellflächen zusehends. Es bildeten sich umgehend diverse Gesprächsgruppen und das übliche "C(h)AOS" nahm seinen Lauf. Wie nicht anders zu erwarten, erstreckte sich der Freitag wieder bis in die ersten Stunden des Samstags. Trotz der recht kurzen Ruhephase und den dementsprechend zerknitterten Gesichtern beim Frühstück ging es ab 9.00 Uhr mit unverminderter Energie weiter.
Während die letzten noch an ihren Brötchen knabberten, trafen immer mehr Clubmitglieder und Gäste ein - alle trotzten dem frisch gefallenen Schnee. Ja, wirklich und wahrhaftig fand unser Treffen diesmal "ganz in Weiß" statt! Ich ließ mich davon aber keineswegs beirren und bat zum traditionellen Gruppenfoto ins Freie - allerdings habe ich wegen des großen Zitterns arge Bedenken in Bezug auf Verwackeln. Deshalb ging's auch umgehend wieder in die von den KCs gut beheizte Stube.
Zunächst präsentierte Hans-Rudolf Stoeßer, unterstützt von Mario Leubner, die Vorzüge der CP/M-Standardsoftwares für Textverarbeitung (WordStar bzw. TPKC), Tabellenkalkulation (SuperCalc bzw. KP), Datenbanksystem (dBase II bzw. REDABAS) und Geschäftsgrafiken (PCGRAF). Aus dem Zusammenspiel der einzelnen Komponenten ergibt sich ein vollständiges Officepaket, das ähnlichen Paketen auf den "großen" Rechnern in den wesentlichen Funktionen kaum nachsteht. Im Gegenteil, einige Aufgaben wie beispielsweise die Ausgabe von Serienbriefen, lassen sich mitunter auf dem KC sogar schneller erledigen.
Anstelle des Programmes PCGRAF, welches in der Handhabung nicht besonders komfortabel ist, kann man auch das Programm WORKSHOP von Torsten Harder verwenden. Mittlerweile hat Mario Leubner den Quelltext erhalten und das Programm weiterentwickelt. Die neue Version 2.1 hat er insbesondere in puncto Kompatibilität und Geschwindigkeit überarbeitet. Jetzt erwartet WORKSHOP nicht mehr die Module M003 und M011 in bestimmten Steckplätzen, sondern erkennt die vorhande Hardware automatisch. Der Bildaufbau ist in vielen Teilen merklich beschleunigt worden.
Übrigens sind alle angesprochenen Programme Jahr-2000-kompatibel. Somit verfügen wir also über ein regelrechtes "KC-Office 2000". ;-)
Anschließend kamen wir - ganz kurz, versteht sich - zum sogenannten offiziellen Teil. Andreas Ose verschaffte uns einen Überblick über die Clubfinanzen, die Ihr dem Kassenbericht in dieser Ausgabe entnehmen könnt. Das Defizit des letzten Jahres war vor allem auf die zahlreichen Kopien für den Assemblerkurs zurückzuführen. Das war für die Autoren Anlaß, nach der Resonanz zu fragen, denn das bisherige Echo fiel nur recht spärlich aus.
Entsprechend wurden die Erwartungen bestätigt. Der überwiegende Teil der Anwesenden hatte den Kurs gelesen, ein geringer Teil hatte ihn verstanden und niemand hatte das erworbene Wissen angewendet. Daraus ergibt sich für die Zukunft dann folgender "Fahrplan": Die Theorie findet in den nächsten Ausgaben ihren Abschluß und damit vorerst auch der Assemblerkurs. Eventuell wird es in späteren Ausgaben spezielle Problemlösungen auf Anfrage geben.
Nach diesem Ausflug in die organisatorischen Gefilde ging es nahtlos mit der knallharten Realität weiter. Enrico Grämer stellte uns das Scanner-Modul M051 vor. Leider hatte sich tags zuvor ausgerechnet der Teil verabschiedet, welcher für die Ansteuerung des Scanners verantwortlich ist. Glücklicherweise blieb aber der serielle Teil unversehrt, so daß Frank Dachselt die Kopplung seines PC-Laptop mit Marios KC unter Zuhilfenahme der MTOOLS zeigen konnte. Die Übertragungen mit 2.400 und 9.600 Baud liefen problemlos. Bei höheren Raten traten allerdings Übertragungsfehler auf, die trotz größter Anstregungen bis in die Nacht hinein nicht behoben werden konnten. Zumindest gelang das Senden vom KC zum PC mit 115.200 Baud und eine 312.054 Bytes große Datei wurde in 3:38 Minuten fehlerfrei über das serielle Kabel geschickt.
Eine weitere Komponente des M051 soll nicht unerwähnt bleiben, der I2C-Bus. Enrico konnte dafür bereits eine Anwendung zeigen: Auf einem angeschlossenen zweizeiligen LC-Display liefen Textinformationen munter von rechts nach links. (Hier stellt sich natürlich die Frage nach dem Sinn. Dieser wird sich erst im Laufe der Zeit erschließen, wenn andere Peripheriegeräte die Vorteile des I2C-Busses nutzen.)
Obwohl wir uns schon vor einigen Treffen von festen (Zeit-)Plänen verabschiedet haben, gab es auch in diesem Jahr eine Liste der geplanten Vorführungen und Präsentationen. Mit Ausnahme eines Punktes hatten wir sie zu diesem Zeitpunkt schon abgearbeitet. Lediglich das Drucken mit UNIPIC war noch offen.
Ralf Kästner hat viel Zeit und Mühe für die Weiterentwicklung von UNIPIC gesteckt. Dabei sind komplett neue Druckroutinen herausgekommen. Während sich dem Anwender neue Optionen und Dialogfelder eher zurückhaltend darbieten, sind die Veränderungen "unter der Haube" enorm. Bei Graustufendruck und skalierter Ausgabe können jetzt Qualitäten erreicht werden, die bislang auf dem KC unmöglich waren. Leider war Ralf wohl nicht in bester Präsentationslaune, denn nur auf persönliche Nachfrage zeigte er die neuen Errungenschaften.
Doch nicht nur die Clubmitglieder sondern auch die Gäste hatten einiges zu zeigen. So war auch in diesem Jahr wieder Kai Fischer vom ZX-Team mit von der Partie und hatte mehrere ZX 81 bzw. 96 in unterschiedlichen Ausbaustufen dabei. Insbesondere die LC-Displays vermögen immer aufs neue zu beeindrucken. Mit einem kleineren Exemplar will Kai einen Laptop bauen, der kaum größer als ein originaler ZX ist. Leider wird es etwas ähnliches für/mit dem KC wohl in absehbarer Zeit nicht geben.
Manchmal muß man aber nur in die Vergangenheit blicken, um den nächsten Schritt in die Zukunft zu erkennen. Zu dieser Erkenntnis kamen wir, als der Überraschungsgast Frank Kalucza - von Jan Hill zu unserem Treffen "angestiftet" - den Prototyp für ein Sound-Modul zeigte. Er hatte es vor ca. 10 Jahren entwickelt, aber gleich nach der Wende zusammen mit seinem KC eingepackt und ganz weit hinten im Keller verstaut. Erst zwei Tage vor dem Treffen erblickte das Teil wieder das Licht der Welt. Demzufolge waren die Erinnerungen an Programmierung und Ansteuerung des Moduls nur noch verschwommen, aber ein Blick auf Schaltkreise, Leiterbahnen und Drähte genügte.
Das Sound-Modul basiert auf demselben Schaltkreis, der auch im C64 sein Werk verrichtet. Die Ansteuerung erfolgt (derzeit noch) über ein M001 Digital In/Out. Nachdem die Hardwareseite geklärt zu sein schien, ließ es sich Frank nicht nehmen, eine passende Software aus dem Ärmel zu schütteln. Dazu zog er sich für ein paar Stündchen auf sein Zimmer zurück und kam dann freudestrahlend mit einem handschriftlichen BASIC-Programm zurück. Ein kleiner Fehler mußte noch ausgemerzt werden und dann gab das Modul die ersten Töne von sich! Im Laufe des Nachmittags verfeinerten Hendrik Wagenknecht und Jan Hill das Programm, so daß bald verschiedene Effekte den Raum mit ihrem Klang erfüllten.
Was wäre aber ein Überraschungsgast mit nur einer Überraschung!? Kaum war das Sound-Modul reanimiert worden, zauberte Frank eine Maus hervor. Seit einigen Jahren sind Mäuse in KC-Kreisen nichts besonderes mehr. Diese schon! Abgesehen davon, daß sie ebenfalls 10 Jahre alt ist, kann sie an (nahezu) jedem DDR-Computer mit V.24-Schnittstelle betrieben werden und zwar mit einer Technik, die heute als "Plug & Play" bezeichnet wird. Einfach in ein leicht modifiziertes M003 stecken - fertig. Das Modul unterscheidet sich von der Originalversion nur dadurch, daß über die äußere Abschirmung die Betriebsspannung für den Einchip-Mikrorechner der Maus geliefert wird.
Ja, richtig gelesen: Maus mit Einchip-Mikrorechner. Darüber hinaus befindet sich auch ein EPROM in der Maus. Dieser enthält das Programm für den EMR. Durch Austausch bzw. Umprogrammierung des EPROM kann die Maus also jedes beliebige Steuerzeichen an den Rechner liefern, wodurch der Einsatz an verschiedenen Computern möglich wird. Die Maus war seinerzeit ein Neuererprojekt und Frank verfügt noch über die vollständigen Unterlagen. Die komplette Entstehungsgeschichte ist mit zahlreichen Anekdoten gespickt, aber diese würden den Rahmen dieses Artikels sprengen.
Wer also glaubt, im Jahr 10 nach der Wende schon alles über KC & Co. zu kennen, muß sich immer wieder eines besseren belehren lassen.
Gern würde ich diese Aussage als Schlußsatz stehen lassen, aber was wäre mein Bericht vom Clubtreffen ohne ein bißchen Statistik. Hier also die offiziellen Zahlen: 10 Gäste und 29 Clubmitglieder verhalfen diesem Treffen zu einer Teilnehmerzahl von 39 Personen. Zusammen mit neun KC 85/4 einschließlich Floppy (davon 6 zusätzlich mit Festplatte), zwei PC 1715, zwei Bildungscomputern A 5105, einem KC 87, einem LC 80, vier PC-Laptops und einem Apple PowerBook führte es dazu, daß der verfügbare Raum in der Pension "Sonnenblick" knapp wurde. Zwischenzeitlich mußten einige auf den Flur ausweichen.
Und was wäre ein Clubtreffen ohne neuen Rekord. Beim sonntäglichen Mittagessen waren noch 19 Teilnehmer anwesend - Spitze. Sicherlich trug die gemütliche Atmosphäre in der Pension "Sonnenblick" einen großen Teil dazu bei. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals für die gute Unterbringung, die überaus reichliche Verpflegung und das entgegengebrachte Verständnis bedanken.
Beim Mittagessen wurden übrigens schon die ersten Pläne für das nächste Treffen geschmiedet. Doch erstmal galt für uns der Satz, der auch am Gasthof "Zur Sonne" steht: Montag sin mer daham...