KC-Treffen 2016
Enrico Grämer
Jedes Jahr nimmt man sich vor, daß es besser klappen soll, aber irgendwer scheint jedes Mal was dagegen zu haben. Der Wecker ist auf halb sechs gestellt. Mitten in der Nacht, in der Tiefschlafphase, wird es auf einmal laut.
Total abgehetzt am anderen Ende der Leitung: „Ich schaffe das nicht mehr rechtzeitig, mindestens noch ne halbe Stunde!“ Verdammt, schon kurz vor Sieben, die drei Wecker haben sich 10 Minuten lang totgeschrien, nichts gehört. Also auf geht’s, schnell frühstücken.
Noch keiner in Sicht. Es bleibt noch Zeit zum abwaschen und andere wichtige Sachen.
Dann kommt endlich mal der Chauffeur. Da hat er Recht, beeilen bringt nun auch nichts mehr. Jetzt noch Einladen, mit anderthalb Stunden Verspätung geht es nun endlich los. Die krakeelende Kiste im Cockpit des Autos behauptet, dass wir vierzehn Uhr ankommen. Das wird kritisch, ich spüre jetzt schon die Unterzuckerung. Nach zirka einer Stunde keimte langsam ein Gedankenblitz. „Verdammt, das Kissen fehlt!“ Auf diesem Schaumgummiprömpel in Garitz liegt man fürchterlich. Nun ja, hilft nun auch nichts mehr. Gegen zwölf die nächste Idee, wir könnten ja mal anrufen, Essen und Zimmer reservieren lassen. Nach einer Weile kam von Steffen die Rückmeldung. Das war die nächste Hiobsbotschaft; sein Taschengeldgeber war der Meinung, dass er nun doch von kurz auf knapp am Freitag und Samstag arbeiten solle.
Es geht von der Autobahn runter, Garitz ist schon zu erahnen. Noch sind wir aber vor Hundeluft, es riecht schon deutlich nach Hundeluft. Vermutlich gab es bei den Schweinen und Rindern eine extra große Portion Zwiebeln, um die Biogasproduktion zu steigern. In Hundeluft selber war davon nichts mehr zu merken. Dann kommen wir durch einen polnischen Ort, und endlich in Garitz an.
Die penetrant nervende Frauenstimme aus der schwarzen Kiste, hatte doch Recht. Es war kurz nach vierzehn Uhr.
Erst müssen die wichtigsten Sachen geklärt werden. Drei Biers geordert, samt 5 Pfund-Einlage und Fleischbeilage. Endlich konnte die Unterzuckerung eingedämmt werden. Das war schon kritisch. Mein Fahrer war der Meinung abnehmen zu wollen, und lud erst aus. Der gute Vorsatz hielt aber auch nur eine halbe Stunde lang an. Im Saal ging es schon hoch her.
Mir kam Jesus entgegen. Ähhh, nee, doch nur Olli. Auf die Entfernung besteht schon mal Verwechslungsgefahr; hager, lange Haare und Bart. Er war ja auch schon lange nicht mehr dabei gewesen. Diesmal nicht nur mit P8000, sondern auch gleich noch mit einem „Supermicrorechner mit der Leistung eines Minirechners“. Wer es noch nicht weis; das Zilog System S8000 ist das Vorbild für die P8000 von EAW. Er hatte nur die Ebene mit dem funktionierenden Rechner darin dabei. Im nächsten Modul sollten sich ein Bandlaufwerk und die Acht Zoll Platte befinden. Bei Ihm ist die leider leer. Zwei weitere Ebenen dienen der Erweiterung.
Etliche andere bekannte Gesichter waren auch schon da, auch einige Unbekannte.
Unerhört ist es dann schon, wenn wichtige Leute, damit meine ich jetzt keinen Politiker, nicht mehr mit dem standesgemäßen roten SPD-Caddy ankommen, sondern sich den gelben Caddy von der FDP geben lassen müssen. Soweit ist es schon mit dem Geld sparen müssen gekommen.
Zum Aufbauen kam ich erstmal nicht so schnell. Olli rief schon. War aber nicht tragisch, da ich sowieso nur herzlich wenig an Rechentechnik dabei hatte. Dafür mein Subunternehmer um so mehr, und für mich auch gleich noch mit. In Olli's Rechner testeten wir also erstmal meine Rechnerplatinen über kreuz und quer. Dabei kam heraus, dass nur die RAM-Karte kaputt zu sein scheint. Es hätte viel schlimmer sein können, z.B. die ECC-Karte. Die großen Probleme kommen dabei erst viel später. Irgendwann später waren die Rechner dann am Platz auch endlich mal aufgebaut.
Gegen Eins ging der Freitag dann auch schon zu Ende. Zu der Zeit trudelte der letzte Mitstreiter ein.
Die Nacht war aber nicht lang. Mitten in der Nacht kam ein Anrenzer. „Mach doch mal den Wecker aus!“ >>?!?<< Wecker? Jaa, toll. Vierundzwanzig Stunden zu spät hat er dann doch noch mal jemanden wach gemacht, und das auch noch aus dem Koffer heraus. Hab den dann im Koffer abgetötet; rumdrehen, weiterschnarchen.
Was folgte, sollte wohl die Rache dafür sein. Meine zwei Mitschnarcher, zu dritt ist ein Eichenwald in einer Nacht schnell gerodet, sind ohne mich zum Frühstück. Knapp vor dem Abdecken war ich dann auch schon in der Senkrechten, und unten.
Der Saal füllte sich im Laufe des Samstagvormittags so langsam. Immerhin hatten sich vierundsiebzig Leute angemeldet, im Nachgang stellte sich raus, daß Dreiundachtzig dort waren. Einige die kommen wollten, kamen nicht, dafür umso mehr unerwartete Besucher. Leider fielen auch einige Vorträge aus.
Den ersten Vortrag musste ich mir anhören, immerhin wollte ich ja wissen, wie weit Dirk mit dem NVA-CPM auf dem KC85/3 ist.
Wie sich rausstellte war er mit der Softwareüberarbeitung des NVA-CPM viel weiter, als er verraten wollte. Auf dem KC85/4 funktioniert es nämlich nun auch schon. Dirk hat aber noch einiges an Arbeit vor sich, bevor man damit arbeiten könnte. Dank der DMA ließe sich noch so einiges an Geschwindigkeit optimieren, was damals nicht realisiert worden ist, da die Wende dazwischen kam.
Die nächsten zwei Vorträge, Geschichte des Röhrenwerks und SDCC, bekam ich aus Zeitmangel nicht mit.
Man jagte mich nämlich dauernd von einer Ecke des Saals zur anderen hin- und her. Dabei musste ich meist an den stationären Ständen der fahrenden Trödler vorbei. Ein besonders breites Spektrum an Ersatz-, Reserve- und Haben-wollen-Teilen hatte unser digitaler Max wieder dabei. Früher hätte er reißenden Absatz gehabt, besonders bei dem westlichen Zeug, heutzutage muss er alles wie Sauerbier anpreisen. Er könnte auch glatt in der Wüste Sand, oder in der Arktis Eis verkaufen, so gut, wie er das kann.
Ansonsten gab es auch noch jede Menge zu sehen, aber alles kann man sich nicht merken, alles hier auflisten wäre auch nicht sinnvoll. Das wäre einfach nur eine elend lange Tabelle.
Die Drohnen aus dem Hive-Universum waren auch wieder mit von der Partie, diesmal mit Roboter Unterstützung. Der Kleene war penetrant um Aufmerksamkeit bemüht.
Bei der einstmals so bezeichneten ROBOTRON-Randgruppe, der Großrechnermacht aus Halle, gab es auch wieder einiges zu sehen. Nicht nur einen Polyplay und ein großes Eisenschwein von
36 Nadeldrucker, sondern auch einen Mansfeld Computer, Polycomputer, das zweite bekannte NVA-CPM-System für den KC85/3 und einen Synthesizer. Diese CPM-Erweiterung ist aber leider nicht funktionstüchtig, dafür aber in originaler Beschaltung in Wire-Wrap-Technik.
Später stellte Mario die überarbeitete Software für das M030 und die Adapter für den EPROM 2708 vor. Jörg und Göran haben sich an eine fehlerüberarbeitete Revison der D008 Version 1 gewagt.
Leider konnte man die zusammengebaute Prototypplatine noch nicht in Funktion bewundern.
Hoffen wir mal, dass die Fehler bald gefunden sein werden.
Am frühen Abend kam dann der offizielle Teil des KC-Treffens. Erwartungsgemäß fiel der ziemlich kurz aus, da, wie bereits gesagt, Steffen nicht kommen konnte, wodurch der Kassenbericht ausfiel.
Der Blumentopf, dieses Mal keine Zwergrose, wurde Mario Leubner überreicht.
Vor dem Treffen diskutierte ich mit Steffen über eine eventuelle Neuauflage von Platinen und Bausätzen. Mein Problem ist dabei aber die Zeit für das Eintüten der ganzen Bauteile.
Das sprach ich auf dem Treffen an. Mario Müller hatte sich dort dann auch spontan dazu bereit erklärt, das übernehmen zu können, im Vorfeld auch Steffen.
Wir hatten uns letztendlich darauf geeinigt, dass ich erstmal einen Kostenvoranschlag von GIDE-Platinen, Bausätzen und den Platinen vom M005-User Modul kurz und lang erstelle. Dann wird per Mail abgestimmt, ob das vom Klub gefördert werden soll, oder nicht.
Beim M052 (Netzwerk und USB) ist es etwas aufwändiger. Das würde ich nämlich gerne nochmal überarbeiten. Mit dem Vinculum 2 ist nichts zu wollen. Dort könnte man die Firmware ja selber schreiben. Leider ist nicht wirklich viel dazu zu finden. Die Zeit zum programmieren müsste auch erstmal jemand über haben. Die nächste Idee war dann, statt des Vinculum einen gut verfügbaren und lötbaren Controller mit USB zu verwenden. Die Recherche dazu war auf dem Treffen aber auch eine Sackgasse.
Wie üblich endete auch die zweite Nacht im Morgen mit ein paar Bieren hier und da, fachsimpeln hier und da zu diversen Projekten und Ideen mit verschiedenen Leuten.
Am letzten Tag ging es nach dem Frühstück nur noch ums einladen.
Gut, fachsimpeln natürlich auch wieder. Max verfolgte mich immer noch mit Handys, Rechnern, Steckern, Radarwarnern und Blitzern, Steckern, ......
Erfolg hatte er dabei dann doch noch.
Nach dem Mittagessen ging es dann auch gleich los, dieses Jahr also ohne Foto vom harten Kern mit mir.
Ausnahmsweise aber nicht wieder ins südliche nicht mehr deutschsprachige Ausland, sondern mit Ralf gen Norden nach Stendal. Es bot sich an und Vaterns Rechner musste endlich mit Linux fertig ausgestattet werden.
Fazit: Anfahrt wie gehabt, Essen wie gehabt, CAOS wie gehabt, der alte Schrott wie gehabt, nur etwas neuer.
Also nichts für die 99,99% Standardbevölkerung, Windows 10 war auch nicht vertreten.