12. KC-Clubtreffen in Schönwalde
von Steffen Gruhn
Das diesjährige KC-Clubtreffen, vom 17. bis 19.03.2006 in Schönwalde OT Pausin bei Berlin, begann schon recht vielversprechend. Bis einschließlich 17.03. hatten sich bereits 39 Teilnehmer angemeldet. Damit haben wir schon allein mit den Anmeldungen das letztjährige Treffen eingeholt. Nur gut, dass in der Waldschule genug Platz für alle war.
Ich war mal wieder der schnellste und habe den obligatorischen Blumentopf gewonnen, aber mehr dazu später.
Eine erste Neuerung viel sofort auf, das Anmeldeformular wurde überarbeitet und verbessert. Einziger Punkt, der zum Ankreuzen für die Übernachtungsgäste noch fehlt, ist ein "Schnarcher/Nichtschnarcher"-Kästchen.
Dieses Jahr war ich Mitfahrer bei Enrico Grämer und der kam - stilecht als Bayer - in einem dicken BMW an. Also, Technik in die restlichen Ritzen verstaut und los ging es. Aufgrund eines kleinen Umweges in das Erzgebirge, um rare DDR-Computerstecker- und -Teile zu bekommen, waren wir am Freitag erst um 19 Uhr in Pausin.
Da noch nicht viele Teilnehmer da waren, hatten sich der kleine Teil so richtig schön breitgemacht. Also, wohin? Erst mal egal, es gab was zu essen und das letzte, was ich bekommen hatte, war früh um Neun das Frühstück zuhause. Gut gestärkt musste danach die ganze Technik, dabei war ein A5120.16, der alleine schon 35 kg wiegt, noch reingeschafft werden. Das Platzproblem erledigte sich auch recht schnell, da Enrico der zugeteilte Platz etwas zu klein war und er mit zu Guido an den Tisch ging.
Bei der Zimmerwahl hatte ich vorerst auch Glück, denn ich bekam das Hochzeitszimmer zugeteilt. Die netten Angestellten von der Waldschule waren so sehr um mein "leibliche" Wohl bemüht, dass ich gefragt wurde, ob ich - da ich doch nun schon im Hochzeitszimmer bin, aber keine Frau dabei habe - nicht eine aufblasbare Gummipuppe haben möchte. Ich lehnte dankend ab... Hätte ich doch mal zugesagt, so bekam ich Lutz Hartmann mit auf das Zimmer, der in der Nacht unbedingt alle Bäume in der Umgebung umsägen wollte. Mist - hab ich doch was vergessen: Ohropax.
So war der Freitag dann auch schnell vorbei und so gegen 1 Uhr morgens waren auch die letzten im Bett.
Am Samstag um 8 Uhr war dann die kurze Nacht, die für mich durch das Schnarchen meines Zimmerkollegen noch kürzer war, auch schon vorbei. Bereits zum Frühstück trafen immer mehr Besucher zum Treffen ein. Es wurde richtig eng. Sogar der angrenzende Raum wurde kurzerhand in Beschlag genommen und mit allerlei interessanter Technik bestückt.
Nach dem guten Mittagessen stand erst mal das Gruppenfoto auf dem Programm. Bei der Gelegenheit, bekam ich von Frank Dachselt den obligatorischen Blumentopf in Form eines kleinen Rosenstockes.
Der erste Vortrag war ein Film von Sebastian Czech über das Schicksal des ehemaligen Rechenzentrums des Drahtseilwerks in Rotenburg an der Saale. Leider habe ich den Film verpasst, hoffe aber, dass ich ihn dennoch irgendwie bekomme.
Der zweite Vortrag war dann schon umfangreicher und dauerte insgesamt 2 Stunden. Er war von Rüdiger Kurth und handelte zum einen über die Technik des A5120.16 mit angeschlossenem Typenraddrucker SD1152. Der Typenraddrucker, der es auf ein Gewicht von 25 kg bringt, hat eine Gussplatte zur Stabilisierung und einen 1 kg schweren Druckkopf. Was da die Motoren leisten müssen: immerhin muss 1 kg erst mal in Bewegung gebracht und dann wieder punktgenau gestoppt werden.
Dann demonstrierte uns Rüdiger die verschiedenen Betriebssysteme auf dem A5120.16. Das Highlight, das er uns zeigte, hatten Insider schon in der Modellbezeichnung entdeckt. Auch etliche Fragen im Vorfeld waren immer wieder auf die 16 im Gerätenamen gerichtet.
Dabei handelt es sich um eine spezielle 16Bit-Version des Computers. Davon gibt es noch geschätzte drei Stück, wovon einer Rüdiger gehört, einer im Besitz von Enrico Grämer ist und einer bei Ebay verkauft worden ist und als verschollen gilt. Voller Stolz zeigte Rüdiger uns die Funktionen und das angepasste Betriebssystem, wovon nur noch zwei fehlerhafte Diskettensätze existieren. Rüdiger hofft immer noch auf eine Quelle mit fehlerlosen Disketten.
Zum Schluss seines Vortrages schenkte Rüdiger unserem erstaunten Enrico eine 16Bit-Karte für seinen A5120.16, so dass es jetzt zwei lauffähige 8/16Bit-Systeme gibt.
Einen sehr interessanten und vor allem mit eigenen Erlebnissen gespickten Vortrag hatte Gerhard Just für uns. Er zeigte uns anhand von projizierten Folien die Entwicklung und die Anwendung der ersten Computer-"Dinosaurier". Gerhard hatte auch jede Menge Anschauungsmaterial aus dieser Zeit mit, wie z.B. ein Lochband mit dem Programm "Schnaps" sowie verschiedene Ringkernspeicher und Magnetbänder.
Vortrag Nummer vier war von Volker Pohlers über die Entstehung und Entwicklung des Z9001. Dabei bekamen wir den Prototypen zu sehen, erfuhren, warum die Tastatur so aussieht wie sie aussieht, und sahen auch einige andere Sachen zum ersten Mal.
Sein Hinweis, dass alle gehaltenen Vorträge auf dem Treffen nichts mit dem KC85 aus Mühlhausen zu tun hatten, stimmt. Und das ist auch gut so. Da wir ja, denke ich, alle genauestens über unseren KC informiert sind, schauen wir gerne über den Tellerrand. Also ich finde die Informationen zu den anderen Systemen sehr interessant und möchte sie nicht missen.
Weiterhin gab es am Samstag noch zu sehen:
- Ingo Rauscher zeigte einen PC1715, eingebaut in ein kleines Desktopgehäuse.
- Johann Spannenkrebs hatte einen PC1715W, einen Poly-Computer 880 (endlich hab ich mal einen live gesehen), einen LC80 und - was keiner und erst recht Guido Speer glauben wollte - einen AC1, den Amateurcomputer aus dem Funkamateur, dabei.
- Rüdiger Kurth zeigte seinen A5120.16 mit dem Typenraddrucker SD1152 und eine ESN03, eine elektronische Heizungssteuerung, für die er noch eine Anleitung sucht.
- Günter Stendel zeigte uns ein PRG710. Das ist ein spezieller Rechner auf Basis des K1520-Systems zur Programmierung von Maschinensteuerungen.
- Ulrich Zander präsentierte wieder seinen selbst- und auf Vollgrafik ausgebauten KC87, sowie einen BIC A5105 mit Floppysteuerung, einen selbstgebauten BIC mit zwei eingebauten Laufwerken im klassischen Holzdekorgehäuse - passend für fast jedes Wohnzimmer. Auch hatte er einen VC20-Eigenbau und einen Z9001 mit ROM-Bank-Erweiterung und Floppy dabei.
- Volker Hahnefeld zeigte einen in ein Schreibmaschinengehäuse eingebauten KC87.
- Reinhard Birk hatte wieder seinen Plotter CM 6415 mit, auf dem mit Unterstützung von Frank Dachselts KC, so einige schöne Kunstwerke entstanden. Auch hatte Reinhard einen Eigenbau-Taschenrechner dabei.
- Torsten Paul zeigte einmal mehr seinen selbstgebauten LC80, Mario Müller hatte seinen Chiptester fertig, was ja auch schon in den KC-News zu sehen war.
- Klaus Ulbricht hatte ein ganzes KC-Gehäuse für die Ansteuerung seiner Modellbahnanlage umgebaut und demonstrierte an einer mitgebrachten Weiche die Funktion. Auch hatte er einige Module mit, die er selbst zusammengebaut hat, z.B. ein M029.
- Volker Pohlers zeigte uns seinen KC87 mit fast allen Modulen, die es für ihn gibt. Auch hatte er eine 3,5"-Floppy an seinen KC87 angeschlossen.
Das waren noch lange nicht alle Rechner und Geräte, es gab noch viel mehr zu sehen. Kurz gesagt: Technik soviel wie nie zuvor. Der Boom der letzten Jahre scheint ungebrochen zu sein.
Noch einmal kurz zusammengefasst: 17 KC 85/4...5 Anlagen, vier KC 87 in verschiedenen Ausbaustufen, drei LC 80, drei BIC A5105, zwei PC 1715, zwei A5120.16, ein PRG710, ein Polycomputer 880, ein AC1, eine P8000-Station und einen KCcompact. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen, wenn doch, bitte ich dies zu entschuldigen. Ungezählt bleibt der Haufen an PCs und Laptops.
Den größten Turm hatte dieses Jahr Lutz Hartmann, wobei er laut Göran Heinze mit nicht ganz legalen Mitteln arbeitete und einfach zwei KC Systeme übereinander stellte. Auch dieses Jahr setzte sich die Unglücksserie von Göran fort, ein D004 verweigerte den ordnungsgemäßen Dienst.
Auch ein Reporterteam der Märkischen Allgemeinen war vor Ort und stellte seine Fragen. Das Ergebnis in der Zeitung ist aber nicht gerade berauschend ausgefallen. Schade eigentlich.
So ging der Samstag mal wieder viel zu schnell zu Ende und gegen Abend waren dann schon einige wieder abgereist.
Am Sonntag musste wieder alles verstaut und der Heimweg angetreten werden. So verwunderte es nicht, das zum Mittagessen - es gab leckeren Hirschbraten mit Klößen - nur noch 12 Teilnehmer da waren. Also - noch schnell ein Abschlussfoto und kurz überlegt, wo das nächste Treffen sein könnte. Mein Favorit ist ja eigentlich Pechtelsgrün, aber wenn wieder so viele Teilnehmer kommen, reicht dort der Platz nicht aus. Also würde ich auch wieder nach Berlin kommen.
An dieser Stelle ein großes Lob und ein Dankeschön an Guido für die hervorragende Organisation und ein Lob an die Bewirtung.
Für einen neuen Rekord hat es trotzdem nicht ganz gereicht, es waren "nur" 44 Teilnehmer da. Damit haben wir den Rekord von 1998 in Dresden, der bei 48 liegt, aber nur knapp verfehlt.